Nano-Fische und Minifische

Der Wunsch, im Nano-Aquarium Fische zu halten, ist verständlich. Man sollte sich aber darüber im Klaren sein, dass ein Nanoaquarium aufgrund seiner Größe für die meisten Zierfische kein artgerechter Lebensraum sein kann.

In diesem Text geht es um allgemeine Überlegungen zur Haltung von Nanofischen, außerdem werden ein paar ausgewählte Arten genauer beschrieben. Wer nach den richtigen Fischen für ein kleines Aquarium sucht, sollte auch einen Blick auf die große Liste der kleinen Fische mit mehr als 50 Minifischen werfen.

Wer sich dazu entschließt, Fische in sein Nano-Aquarium einziehen zu lassen, sollte darauf achten, dass es die richtigen Fische sind, dass das Aquarium artgerecht eingerichtet ist und dass es sorgsam gepflegt wird. In Aquarien mit weniger als 30 Liter Wasserinhalt sollte man grundsätzlich keine Fische halten, auch nicht die allerkleinsten. Allerdings gibt es viele tolle Garnelenarten, die sich in so kleinen Becken wohl fühlen.

Klein, aber nicht zu klein

Die angesprochen Aquariengröße von 30 Litern stellt die absolute Mindestgröße für eine artgerechte Fischhaltung dar. Mindestgröße heißt, dass ein größeres Becken fast immer besser geeignet wäre. In noch kleineren Becken kann man vielleicht winzige Fischbrut aufziehen, aber auf keinen Fall sollte man sie für die dauerhafte Fischhaltung verwenden. Selbst Aufzuchtbecken sollten nicht zu klein sein. Jungefische sind zwar mitunter winzig, aber reagieren noch empfindlicher auf Schwankungen der Wasserqualität als ausgewachsene Zierfische – und da sich Schadstoffe in einer größeren Wassermenge besser verteilen, ist es einfacher, die Wasserqualität in größeren Becken stabil zu halten.

In Deutschland sieht übrigens ein Gutachten des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) eine Aquariengröße von mindestens 54 Litern für die dauerhafte Haltung von Zierfischen vor. Die Haltungsbedürfnisse einzelner Zierfischarten werden dort in einer Tabelle aufgelistet. In dem Gutachten aus dem Jahr 1998 finden allerdings viele der Nano-Fische, die heute gehandelt werden, noch keine Erwähnung.

Noch keine Daten vorhanden.

Das fischgerechte Nano-Aquarium

Dass in Nano-Aquarien auch für die Haltung von Fischen verwendet werden, obwohl die meisten von ihnen aufgrund ihrer geringen Größe dafür nicht geeignet sind, hat mittlerweile auch der Hersteller Dennerle gemerkt und entsprechend reagiert. Mit dem Nano Cube 60 (Werbung) wurde die Nano-Cube-Serie um ein größeres Aquarium erweitert, das besser für die Fischhaltung geeignet ist.

Nicht nur für das Wohlergehen der Tiere ist es sinnvoll, Fische nicht in winzige Aquarien zu setzen. Fischhaltung macht mit größeren Aquarien einfach mehr Spaß. Schon mit einem typischen 54 Liter großen Komplettset hat man im Vergleich zu einem Nano-Aquarium mit 30 Litern Wasserinhalt um ein Vielfaches mehr Möglichkeiten.

Nano-Aquarien haben allerdings auch Vorteile für die Fischhaltung. Kleine, scheue Arten würde man in großen Gesellschaftsbecken kaum zu Gesicht bekommen. Sie verstecken sich, weil größere Fische ihnen nachstellen. In einem kleinerem Artaquarium zeigen sie hingegen weitgehend frei von Stress durch Fressfeinde ihr natürliches Verhalten. Kleine Fische kommen in einem kleinen Aquarium auch optisch einfach besser zur Geltung.

Geeignete Fische

Ob ein Fisch für kleine Aquarien geeignet ist, hängt nicht nur von seiner Körpergröße ab, sondern auf von seinem Verhalten. Zebrabärblinge zum Beispiel: Obwohl sie nicht besonders groß werden, brauchen sie viel Schwimmraum, den man ihnen in einem Nano-Aquarium nicht bieten kann.

Die folgenden Fische tauchen häufig in Listen mit Nano-Fischen auf und kommen gut mit der Haltung in kleinen Aquarien zurecht. Für eine allgemeine Übersicht gibt es auf diesen Seiten noch die große Liste der kleinen Fische mit mehr als 50 verschiedenen Mini- und Nanofischen.


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Ganze 40 verschiedene Nanofisch-Arten stellt Friedrich Bitter in der Nanofisch-Fibel vor.

Betta splendens

Siamesischer Kampffisch

Türkises Betta splendens Mänchen
Bild: Daniella Vereeken/Wikimedia Commons, Lizenz: Creative Commons Attribution 2.0
Oft wird nur ein Kampffisch-Männchen alleine gehalten. Dafür reicht schon ein Becken mit einer Größe von 15 bis 20 Litern. Ein Goldfischglas, eine Vase oder ähnliche Behälter sind allerdings nicht geeignet, sie sind sogar für Kampffische zu klein.

Für die Einzelhaltung gibt es gute Gründe: Teilen sich nämlich mehrere Männchen ein Aquarium, führt das zu erbitterten Kämpfen, die nicht selten mit dem Tod enden. Auch Weibchen werden von den agressiven Männchen bedrängt. Die Fische sind so kampflustig, weil sie in ihrer südostasiatischen Heimat speziell für Schau- und Wettkämpfe gezüchtet wurden.

Als Labyrinthfische müssen Kampffische regelmäßig Luft atmen. Daher ist es wichtig, dass immer genug Luft zwischen Abdeckung und Wasseroberfläche ist – Becken, bei denen die Deckscheibe direkt auf dem Wasser aufliegt, sind nicht geeignet.

Kampffische ernähren sich übrigens rein karnivor. Wenn man sie nicht sowieso hauptsächlich mit Lebend- und Frostfutter versorgt, sollte man ein Trockenfutter mit einem hohen Anteil an tierischen Inhaltsstoffen wählen.
Größe
6 cm

Temperatur
24–26 °C

Danio margaritatus

Perlhuhnbärbling

Danio margaritatus
Bild: Gedanken.welten/Wikimedia Commons, Lizenz: Creative Commons Attribution 3.0 Unported
Der Perlhuhnbärbling ist eine relativ neue Art. Kurz nach seiner Entdeckung im Jahr 2006 war er auf Grund seiner außergewöhnlichen Schönheit so begehrt, dass befürchtet wurde, er könnte in freier Natur aussterben. Zum Glück gelangen sehr schnell erste Zuchterfolge. Dennoch sollte man beim Kauf von Danio margaritatus darauf achten, dass die Fische aus Nachzuchten stammen – für umweltbewusste Aquarianer sowieso eine Selbstverständlichkeit.

Am besten kommen die Perlhuhnbärblinge in Aquarien ab 60 cm zur Geltung, in kleineren Becken fehlt ihnen ausreichender Schimmraum. Neben Freiwasserzonen sollte es Zonen im Becken geben, die dicht mit feinfiedrigen Pflanzen bewachsen sind. Vor einem dunklen Bodengrund wirken die Farben der kleinen Fische besonders schön.

Größe
2,5 cm

Temperatur
20–26 °C

Dario dario

Scharlachroter Zwergblaubarsch

Dario dario, Zwergblaubarsch
Bild: ATuin-hek/Wikimedia Commons, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0 Universal Public Domain Dedication
Das Foto wird den schimmernden Farben dieses kleinen Fisches aus Indien nicht gerecht. Vor allem die Männchen wirken mit ihren leuchtenden roten und blauen Querstreifen sehr attraktiv.

Der Zwergblaubarsch ist einer der kleinsten bekannten barschartigen Fische. Wie die meisten Barsche ist er revierbildend. Man sollte das Aquarium gut bepflanzen, damit die innerartliche Agression durch Sichtbarrieren eingeschränkt wird. Gegenüber anderen Arten verhält sich der Zwergblaubarsch jedoch friedlich. Auch für Zwerggarnelen und Schnecken ist er nicht gefährlich.

Zwerglaubarsche sind Feinschmecker. An Flockenfutter kann man sie auf Dauer nicht gewöhnen. Besser ist kleines Frostfutter, optimal natürlich Lebendfutter wie etwas Artemia Nauplien.
Größe
Männchen 2 cm
Weibchen 1,3 cm

Temperatur
18–26 °C

Heterandria formosa

Zwergkärpfling

Heterandria formosa, Zwergkärpfling
Bild: Brian Gratwicke/Wikimedia Commons, Lizenz: Creative Commons Attribution 2.0 Generic
Der Zwergkärpfling ist einer der kleinsten lebendgebärenden Zahnkarpfen und somit verwandt mit dem Guppy. Der im Süden der USA heimische Fisch ist unterschiedlichen Wassertemperaturen gegenüber relativ tolerant. In seinen Heimatgewässern überlebt er auch kurzzeitige Extremtemperaturen von 4 °C im Winter und 39 °C im Sommer. Auch sonst kommt er mit unterschiedlichen Wasserwerten zurecht. Für ein ausgesprochenes Weichwasseraquarium eignet sich Heterandria formosa jedoch nicht. Der Fisch, der in der Natur auch in Brackwässern anzutreffen ist, bevorzugt härteres Wasser mit einem pH-Wert über 7.

Die Ernährung des Zwergkärpflings gestaltet sich unkompliziert. Er nimmt Flockenfutter genauso wie Lebend- und Frostfutter. Größere Futtertiere wie beispielsweise Mückenlarven können allerdings vor allem von den winzigen Männchen kaum bewältigt werden.

Wie der Guppy liebt Heterandria formosa verkrautete Aquarien, die ihm viele Versteckmöglichkeiten bieten. Und genauso wie bei seinem größeren Verwandten stellt sich bei einer Gruppe Zwergkärpflinge schnell Nachwuchs ein. Eine Besonderheit ist allerdings seine Fortpflanzungsbiologie: Der Zwergkärpfling kann mit Superfötation und einer Follikelplazenta aufwarten. Die Jungen werden bis zur Geburt nicht nur im Körper des Weibchens geschützt, sondern auch über die Follikelplazenta ernährt. Die Superfötation ist eine Anpassung an die geringe Größe. Die Jungen entwickeln sich nicht gleichzeitig, sondern wachsen in verschiedenen Entwicklungsstandien nacheinander heran. Über einen Zeitraum von 40 Tagen bringt das Weibchen dann täglich ein bis sechs Jungtiere zur Welt.
Größe
Männchen 2 cm
Weibchen 3,5 cm

Temperatur
16–24 °C

Hyphessobrycon amandae

Funkensalmler

Hypessobrycon amandae, Funkensalmler
Bild: Gordon Axmann/Wikimedia Commons, Lizenz: Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Unported
Der Funkensalmler ist ein echter, kleiner Schwarmfisch für das Nano-Aquarium. Er ist ein Schwarzwasserfisch aus der Amazonas-Region und sollte in weichem, leicht sauren Wasser gehalten werden, dass am besten über Dorf gefiltert wird. Nur dann zeigt sich ein Schwarm Funkensalmler in den leuchtend roten Farben, denen dieser Fisch seinen Namen verdankt.

Bei der Einrichtung des Nano-Aquariums bevorzugt der Funkensalmler eine dichte Bepflanzung. Seine Farben kommen vor einem dunklen Bodengrund besonders schön zur Geltung. Da Hyphessobrycon amandae ein Schwarmfisch ist, sollten immer mindestens sechs Tiere gehalten werden, besser mehr. Füttern kann man sie mit zerriebenem Flockenfutter oder kleinen Futtertieren wie Wasserflöhen oder Artemia.
Größe
2 cm

Temperatur
22–24 °C

Neolamprologus multifasciatus

Vielgestreifter Schneckenbuntbarsch / Multi

Neolamprologus multifasciatus Männchen
Bild: Richard A. Ingebrigtsen/Wikipedia, Lizenz: Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Unported
Im Allgemeinen eignen sich die Barsche des Tanganjika-Sees nicht für kleine Aquarien. Für die meisten dieser Fische sind Becken mit deutlich mehr als 100 Liter Wasserinhalt ratsam. Eine Ausnahme bilden die kleinen Schneckenbuntbarsche, besonders Neolamprologus mutlifasciatus, der Vielgestreifte Schneckenbuntbarsch, salopp auch „Multi“ genannt. Er kann bereits in Aquarien ab 60 Zentimeter Kantenlänge gehalten werden. Dabei ist die Grundfläche wichtiger als der Wasserinhalt, da Multis sich meistens in unmittelbarer Nähe des Bodengrunds bewegen.

Multis sind Koloniebrüter, jeder einzelne Fisch beansprucht nur ein relativ kleines Revier in der unmittelbaren Umgebung seines Schneckenhauses. Schneckenhäuser gehören unbedingt dazu zur Einrichtung eines Schneckenbuntbarsch-Beckens: Jeder Multi wählt eines aus, das dann zur Jungfischaufzucht dient und in das er sich bei Gefahr im Verzug flüchtet. Weinbergschneckenhäuser haben die richtige Größe und Form.

Multis ernähren sich in der Natur karnivor. Auf ein Futter mit hohem Fleischanteil sollte also geachtet werden. Gelegentliche Lebendfuttergaben sind im Sinne einer naturnahen Ernährung sinnvoll.

Die Fische sind einfach zu züchten. Im Artbecken stellt sich nach einer gewissen Zeit von selber Nachwuchs ein. Die Jungfishce können mit kleinstem Lebendfutter wie Artemia Nauplien großgezogen werden.

Näheres über Neolamprologus multifasciatus und andere spannende Schneckenbuntbarsch-Arten kann man auf dieser Seite über Schneckenbuntbarsche lesen.
Größe
Weibchen 3 cm
Männchen 4 cm

Temperatur
24–29 °C

Poecilia wingei

Endlers Guppy

Poecilia wingei, Endlers Guppy
Bild: Karen Koomans/Wikimedia Commons, Lizenz: Attribution-ShareAlike 3.0 Unported
Er ist ein naher Verwandter des bekannten Guppys: Endlers Guppy. In der Tat sind sich die beiden Fische so ähnlich, dass die Einordnung von Endlers Guppy in eine eigene Art umstritten ist.

Endlers Guppies sehen aus wie etwas kleinere Guppies der Wildform. Die Männchen sind mit einem unregelämßigen Muster leuchtender Farben überzogen. Die manchmal fast doppelt so großen Weibchen wirken im Vergleich dazu grau und blass.

Die kleinen Fische fressen so ziemlich alles, was nicht zu groß ist. Ob Trockenfutter, Frostfutter, Lebendfutter, ob Futter pflanzlichen oder tierischen Ursprungs: Wenn sie es in ihr Mäulchen bekommen, wird es verschlungen. Man kann sie sowohl dabei beobachten, wie sie kleinen Wasserogannismen nachstellen, als auch beim Abweiden von Algenaufwuchs.

Endlers Guppy ist ein sehr vermehrungsfreudiger Zahnkarpfen. Ein gut verkrautetes Aquarium bietet den Jungfischen Zuflucht und ist unerlässlich, wenn man verhindern will, dass der Endlers Guppy-Nachwuchs von größeren Fischen gefressen wird.
Größe
Männchen 2 cm
Weibchen 3 cm

Temperatur
24–28 °C